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Vier Fragen, die jeden Personalchef beschäftigen

Um eine tragfähige Beziehung zwischen Bewerber und Arbeitgeber zu entwickeln, gilt es, ein vertrauensvolles Umfeld zu schaffen. Wie kann das gelingen?

Der Personalchef oder Vorgesetzte wird sich nie bewusst die Frage stellen, ob der Kandidat ehrlich ist. Er sammelt lediglich Hinweise und speichert sie entsprechend ab. Er denkt nicht nach, ob sein Gegenüber einen auf starken moralischen Grundsätzen basierenden Charakter hat. Nein, er beobachtet, hört zu und vermutet – erst dann „fühlt“ er (Bauch) und bildet sich seine Meinung.

Stellen wir uns vor, Sie seien als Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Nur selten befragt der Personalentscheider Sie direkt über Ihre Ehrlichkeit, Ihren Charakter und Ihre Integrität. Vielmehr werden sich seine Eindrücke und Wahrnehmungen über Sie verdichten, wenn Sie auf die folgenden vier Fragen antworten:

1. Welchen Wert bieten Sie uns, den andere nicht bieten?

Vertrauen ist Wert, und Wert regt zu Vertrauen an. Wenn ein Arbeitgeber glaubt, dass Sie einen höheren Wert anbieten als Ihre Mit-Bewerber, so wird er Ihnen schlichtweg mehr vertrauen. Die Chance auf den Job wächst. Wenn Menschen vertrauen wollen, so beginnen sie nach entsprechenden Hinweisen und Antworten zu suchen. Also liefern Sie überzeugende Argumente! Nicht mit Plattitüden, sondern mit konkreten Informationen. Das gilt in der Gegenrichtung ebenso – wenn Arbeitgeber nach Gründen suchen, Sie nicht einzustellen, dann finden sie diese!

Je deutlicher der Personaler Ihren Mehrwert wahrnimmt, der das Team, das Unternehmen verbessert, umso mehr wird er Sie als vertrauenswürdig empfinden. Schließlich sucht er keinen Abenteurer, der eine Herausforderung sucht. Nein, er will mit der Entscheidung für Sie nachts gut schlafen können.

2. Wie profitierten Sie?

Eine Frage beschäftigt Arbeitgeber häufig: Weshalb denken Sie, dass er Sie einstellen soll? Welchen persönlichen Nutzen versprechen Sie selbst sich vom neuen Job? Für skeptische, misstrauische und ängstliche HR’ler kann diese Frage dramatische Züge annehmen. Sie fragen sich, wo Ihre Absichten liegen. Der nächste Karriereschritt in größere Verantwortung? Mehr Geld? Nichts wie weg vom derzeitigen Arbeitgeber? Flucht vor den eigenen Misserfolgen? Stress mit dem Boss? Fehlende Akzeptanz im Team? Ein Grund mehr für Sie, das Vorstellungsgespräch immer wieder auf den Handlungsbedarf, die angestrebten Resultate und Ziele des Arbeitgebers zu lenken. Hier präsentieren Sie sich als die richtige Lösung – den Perfect Fit.

3. Halten Sie Ihre Versprechen ein?

Arbeitgeber messen gerade im Bewerbungsprozess (im späteren Arbeitsverhältnis natürlich ebenso) Ihre Glaubwürdigkeit daran, ob Sie kleine Versprechen einhalten, aufmerksam zuhören und sich vorher eingehend informiert haben. Vermeintlich kleine Unterlassungssünden (versprochen, nicht gehalten, Widersprüche, Oberflächlichkeiten, unpünktliche Antwort, vergessene Information) können sich deshalb fatal auswirken. Für den Personalentscheider sind sie jedoch wichtige Hinweise, wie vertrauenswürdig Sie sind und ob Sie es verdienen, den verantwortungsvollen Job zu bekommen. Nichts nervt Personalentscheider mehr als Kandidaten, die vereinbarte Interviewtermine nicht einhalten, bei Vorstellungsgesprächen die Unwahrheit sagen, bei Gehaltsverhandlungen nachpokern, Entscheidungsprozesse hinauszögern, mit Referenzen hinterm Berge halten oder den unterzeichneten Arbeitsvertrag vor Arbeitsantritt kündigen. Stattdessen gewinnen Sie durch Klartext und Signale der Verlässlichkeit. Ein Mann, ein Wort.

4. Respektieren Sie mich?

Vertrauen und Respekt liegen nahe beisammen und haben eine wechselseitige Wirkung. Es ist unmöglich, jemanden zu trauen, den wir nicht respektieren, und es ist sehr einfach, jemandem zu trauen, den wir respektieren. Deshalb ist es für jeden Bewerber unverzichtbar, sich durch sein Verhalten den Respekt seines künftigen Arbeitgebers zu verdienen. Respekt in Bezug auf seine Person, seine Zeit, seine Ideen, seine Ansichten, seine Wünsche und seine Ängste. Großspurigkeit, aber ebenso devotes Verhalten sind hier fehl am Platz. Kommunikation auf gleicher Augenhöhe ist angesagt. Der Arbeitgeber vertraut Ihnen nur so weit, wie er glaubt, dass Sie ihn respektieren.

Diese vier Fragen beschäftigen Ihre Gesprächspartner bewusst oder unbewusst. Beweisen Sie ihnen im Bewerbungsprozess immer und immer wieder, dass Sie ein echtes Interesse an ihnen und ihren Zielen haben, dass Sie für die angebotene Aufgabe brennen und man sich auf Sie verlassen kann. Das zählt oft mehr als der fachliche Superman. Im Gegenzug wird man Ihnen vertrauen und Sie respektieren. Und dann landen Sie auch auf dem Siegertreppchen.

Gabriele v. Bonin
Geschäftsführende Gesellschafterin der VON BONIN Personalberatung und langjähriger Management Coach