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Zurück zum Ex!

Nicht nur in der privaten Partnerschaft ist das ein No-Go. Auch im Berufsleben finden „Aussteiger“ aus einem Arbeitsverhältnis selten zurück. Doch in Zeiten des Fachkräftemangels und der generellen Probleme vieler Unternehmen, geeignete Mitarbeiter zu finden, verliert dieses Tabu plötzlich an Bedeutung, denn der Leidensdruck steigt.

Früher: Die Rückkehr eines Mitarbeiters zu seinem ehemaligen Arbeitgeber war ein Tabu. Alte Brötchen soll man nicht aufwärmen, hieß es. Kein Rückfahrticket gab es für Ehemalige, für Ex-Kollegen, für jemanden, der schon einmal die Segel gestrichen hatte und sich für ein neues Unternehmen entschieden hat. Soll er doch! Wird schon sehen. Man war beleidigt und trauerte dem Untreuen keine Träne nach.

Anders heute: Immer öfter kehren Mitarbeiter einige Zeit nach dem Abschied in ein bereits vertrautes Umfeld zurück und die Arbeitgeber tun auch immer mehr dafür, das auch zu fördern. Auch Mario Götze oder Mats Hummels folgten diesem Trend sogar in einem so emotionalen Umfeld wie dem Profifußball.

Der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs ist sicher der populärste Fall des „Boomerang-Mitarbeiters“ – und vor allem hat sich die Rückkehr zu seiner alten Wirkungsstätte, dem Apple Konzern, für beide Seiten grandios ausgezahlt. Zehn Jahre später präsentierte er in San Francisco das iPhone.

Das Potenzial von Alumni-Netzwerken

Für Unternehmen ist es oft ein herber Verlust, wenn verdiente Mitarbeiter gehen, um den nächsten Karriereschritt in einem anderen Betrieb zu vollziehen. Inzwischen haben viele von ihnen erkannt: Kontakt halten zu den Ehemaligen – SAP zum Beispiel pflegt ein groß angelegtes, eigenes Netzwerk, dessen Jahrestreffen immer auf sehr viel Resonanz stoßen und prominent besetzt sind – diese Pflege kann sich lohnen. Innovative Hotelchefs wie z.B. Olaf Feuerstein von Freizeit In Göttingen suchen selbst über ihren Facebook oder Twitter Account, Xing oder LinkedIn aktiv den Dialog mit interessanten Leuten, berichten über neue Vakanzen im Hotel, knüpfen ihr Netzwerk und halten vor allem Kontakt mit guten Ex-Mitarbeitern. Da hat Feuerstein schon manchen Leistungsträger zurückgewinnen können, der sich „draußen“ den Wind um die Nase wehen ließ und nun mit erweiterter Erfahrung zurückkam. Viele von ihnen mussten erkennen: Das Gras auf der anderen Seite des Zauns wächst nicht grüner oder schneller.

Sogenannte Alumni-Netzwerke gewinnen immer mehr an Bedeutung. Wer heute über den Fachkräftemangel jammert, der sollte erkennen, dass in den Ehemaligen-Netzwerken ein riesiges Potenzial steckt. Übrigens: Ein guter Draht zu früheren Angestellten bringt nicht nur Aufträge, wenn der Mitarbeiter z.B. aus dem Hotel zu einem potentiellen Auftraggeber der Touristik wechselt, es fördert ein positives Image als fürsorglicher Arbeitgeber und: es hilft auch bei der Rekrutierung und öffnet die Türen für Rückkehrer. Verbreitet war die Idee in Deutschland bislang nur an den Hochschulen, später entdeckten Hotelfachschulen die Netzwerkarbeit. Heute kümmern sich Hoteliers und HR Abteilungen der Konzerne systematisch auch um die Ex-Mitarbeiter des Arbeitgebers und hoffen auf ein „re-hire“.

Auch der „Brain-Drain“, also die Abwanderung von Wissen, kann durch Alumni-Marketing ins Positive umgekehrt werden. Gerade in Konzernstrukturen geht immer viel Know-how durch Fluktuation verloren. Durch Alumni-Netzwerke kann dieses Wissen gehalten und weiterentwickelt werden. Wissensmanagement ist hier also ein wichtiger Baustein im Netzwerk.

Voraussetzung: Smarter Abgang!

Die Voraussetzung für einen Rückkehrer ist natürlich ein damaliger smarter Abgang mit gutem Ende. Ist man als Krawallbürste gegangen – mit Anwalt, Einschalten des Betriebsrats und hat sich seiner Notdurft nochmal so richtig via Kununu entledigt, über Dinge, die raus mussten – dann sind die Chancen für die Rückkehr sicher sehr überschaubar.

Es gilt also auch hier der Leitsatz: „Man begegnet sich immer zweimal im Leben“ – also sollte man jeden Abschied mit Respekt und einem positiven Eindruck beim Abgang vollziehen. Dann klappt es auch erneut mit dem alten Ex!

Als Fazit kann man festhalten: Die einfache Arithmetik zeigt zwar, dass die Summe an Arbeitskräften dadurch nicht größer wird. Es löst auch nicht den Mangel an hochqualifizierten Spitzenkräften. Aber aktives „Boomeranging“ kann helfen, Lücken zu stopfen und erweitertes wertvolles Know-how für den Arbeitgeber zurück zu gewinnen.