Vergütungsmanagement in Corona Zeiten
Angebot und Nachfrage diktieren den Preis
Wie haben sich die Gehälter von Hoteldirektoren in der Corona Krise entwickelt? Und wie werden sie sich in Zukunft verändern? Darüber hat die neue VON BONIN Studie aktuelle Erkenntnisse zusammengetragen.
Eines steht fest: Das Virus wird uns noch länger beschäftigen als es uns lieb ist. Normalität und Rückkehr zum bisher Gewohnten wird es nicht mehr geben. Das gilt ganz besonders für den Arbeitsmarkt. Bei aller Dramatik eröffnet sich darin aber die riesige Chance, Strukturen, Prozesse, Digitalisierung, Mitarbeiterbeschaffung auf den Prüfstand zu stellen. In allen Bereichen werden künftig Manager mit Offenheit für den „Change“ gebraucht. Das hat auch Auswirkungen auf Vergütungskonzepte in und nach der Krise. In der Studie wurden 370 Teilnehmer befragt, die zu gleichen Teilen den Positionen Stellvertretender Direktor / Hotel Manager, Hoteldirektor/General Manager und Regionaldirektor angehören.
Wie haben sich die Gehälter im Hotel Management entwickelt?
Wie wirkt sich die Corona Krise auf den Geldbeutel der Manager aus? Die regelmäßigen VON BONIN Studien belegen, dass Festgehälter von Regionaldirektoren, General Managern und deren Stellvertretern im Durchschnitt langsamer gestiegen sind als noch vor fünf Jahren. Dafür sind Bonusanteile vor der Pandemie gestiegen. Doch eine Faustregel ist gleichgeblieben: Lange Betriebszugehörigkeit ist kontraproduktiv für die Gehaltsentwicklung. Neueinsteiger werden i. d. R. immer noch besser bezahlt. Damit werden Loyalität und Beständigkeit bestraft und häufige Jobwechsel gefördert. Das kann jedoch ein nachhaltig orientiertes Unternehmen nicht wollen. Es ist aber auch ein Indiz dafür, dass Betriebe beim internen Vergütungsmanagement viel zu selten eine regelmäßige Anpassung an das Marktniveau vornehmen. Dort, wo die Betriebe während des Lockdowns ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt haben, war es meist eine Frage der Solidarität des Managements, auf Boni zu verzichten und ebenfalls die persönliche Arbeitszeit zu reduzieren. Damit mussten auch Führungskräfte teils erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen.
Wo liegen nach der Marktanalyse im Jahr 2020 die niedrigsten und die höchsten Fixgehälter für Hoteldirektoren?
Das niedrigste Festgehalt erreichte ein GM in der Budgethotellerie (110 Zimmer) mit 60 TEUR brutto (Vorjahr 58 TEUR). Der am höchsten dotierte GM zeigte sich in einem Luxushotel mit knapp 100 Zimmern. Er verdiente im Jahr 2020 ein Fixum von 254 TEUR (im Vorjahr inkl. Bonus total 324 TEUR). Corona bedingt entfiel der Bonusanteil in 2020 komplett. Gibt es Unterschiede zwischen Privat – und Konzernhotellerie? In weiten Teilen hat sich die Privathotellerie inzwischen an die Konzernhotellerie angepasst. Letztlich zählt auch der jeweilige Marktwert eines GMs. Will man ihn wegen seiner hohen Reputation unbedingt haben, zahlt man in der Privathotellerie eher den entsprechenden Preis. Angebot und Nachfrage definieren wie im Yield Management den Preis. Das bestätigt sich deutlich bei Managern mit exzellentem Selbst-Marketing.
Hat sich das erfolgsabhängige Bonussystem als Motivationsinstrument bewährt?
Ein wesentlicher Grund für erfolgsabhängige Bonuszahlungen war der Wunsch der Unternehmen, die fixen Personalkosten zu reduzieren und einen Ansporn für persönliche Performance zu geben. Doch bei näherer Betrachtung wird das Ziel nicht erreicht. Mit jeder neuen Kennziffer, an der der persönliche Erfolg eines Managers gemessen wird, geht ein Stück seiner Motivation verloren. Vielmehr richtet sie sein Streben einzig und allein an den Kennziffern aus, statt am langfristigen Erfolg, wie es ein Unternehmer tut. Beispiel: Am GOP des Hotels gemessen könnte der GM sein Ziel erreichen, indem er die Personalkosten durch Kündigungen oder ausbeuterische Löhne reduziert, bei der Werterhaltung der Immobilie spart oder die Lieferanten bis auf den letzten Rabattpunkt ausquetscht. Danach ist zwar die Reputation seines Hotels beschädigt, aber er hat seine persönlichen Ziele erreicht und somit Anspruch auf seinen Bonus. Umgekehrt kann ein GM nichts dafür, wenn der Lockdown in der Corona Krise sein Hotelergebnis verhagelt. Der Sinn oder Unsinn dieser Vergütungsform wird nicht erst seit den Auswüchsen erfolgsabhängiger Boni von Investmentbankern immer wieder diskutiert.
Wie werden sich Managergehälter nach der Corona Krise weiterentwickeln?
Die gesamte Branche geht gebeutelt aus der Krise hervor. Der weitgehende Wegfall der Bonuszahlungen im Jahr 2020 (während der Pandemie) hat zu Einbußen in der Managervergütung von durchschnittlich 25 % geführt. Das legt nahe, dass Manager auch in den Jahren 2021/22 noch ihre Gehaltserwartungen reduzieren müssen. Es ist daher zu erwarten, dass Führungskräfte aus der Hotellerie vermehrt in andere – weniger Krisen geschädigte (und besser bezahlende) Branchen abwandern werden. Das führt zu einer gewissen Verknappung des Human Kapitals. Doch nach Corona wird es in der Hospitality Industry einen starken Nachfragedruck auf dem Führungskräftemarkt geben. Unternehmen werden nun, weil sie in der Krise ihr Recruiting gestoppt, Leute sogar freigesetzt haben, wieder dringend Spitzenkräfte brauchen. Gleichzeitig werden aber die Anforderungen an die Manager steigen. Und das wird die Gehälter rasch wieder nach oben treiben.
Vergütungsstudie VON BONIN Personalberatung 2019/2020