Gerhard Pohl - HBB

Onboarding mit Pfiff – eine Erfolgsstory

Wer behauptet, professionelles Onboarding können sich nur Großbetriebe leisten, wird spätestens nach diesem Interview umdenken müssen. INPUT sprach mit Gerhard Pohl, Geschäftsführer der HBB Hotelbetriebsgesellschaft Battenberg. Er ist verantwortlich für das Relais Chateaux Hotel DIE SONNE Frankenberg sowie mehrere Gastronomiebetriebe im nordhessischen Frankenberg. Sein Credo: „Gerade mittelständische Betriebe müssen mit pfiffigen Ideen Mitarbeiter gewinnen und mit konsequentem Onboarding ins Unternehmen integrieren“.

INPUT: Aus welchem Grund haben Sie ein spezielles Onboarding-Programm für neue Mitarbeiter entwickelt?

Wir haben in der Vergangenheit viel in das Recruiting investiert und das Onboarding vernachlässigt. Dies hatte zur Folge, dass gute neue Mitarbeiter nicht perfekt in den Betrieb integriert werden konnten und somit auch das eigentlich gute Recruiting erfolglos war. Heute wissen wir, dass Onboarding bereits vor dem ersten Tag beginnt und die Vermittlung einer Willkommenskultur höchste Priorität für die Integration neuer Mitarbeiter hat.

INPUT: Worin unterscheidet es sich von anderen Unternehmen? Was machen Sie besser?

Wir machen vielleicht nicht alles besser, sondern anders. Bereits lange vor dem ersten Arbeitstag unterstützen wir den Mitarbeiter in allen Belangen (ob Wohnungssuche, Anmeldung etc.) und erstellen für ihn einen maßgeschneiderten Einarbeitungsplan, in dem er alle Schnittstellen sowie die Unternehmenskultur kennenlernt. Es dauert teilweise (je nach Position) bis zu 4 Wochen, bevor der Mitarbeiter die eigentliche Arbeit beginnt. Diese Vorgehensweise hat sich als nachhaltig herausgestellt.

INPUT: Was sind die herausragenden Maßnahmen des Programms und – wie stellen Sie sicher, dass sie konsequent umgesetzt werden?

Die herausragenden Maßnahmen sind recht simpel. In erster Linie geht es um die Vermittlung unserer Unternehmenskultur. Da wir mit sehr flachen Hierarchien arbeiten, fällt es neuen Mitarbeitern häufig schwer (da die Hospitality Branche ja immer noch Hierarchie-getrieben ist) damit klar zu kommen. Wir versuchen mit engmaschigen Mitarbeitergesprächen einen gemeinsamen Weg zu finden. Unser Talents Office arbeitet unabhängig von operativen Abteilungen und hat einen hohen Stellenwert im Unternehmen. Diese unabhängige Abteilung stellt gemeinsam mit der Geschäftsleitung sicher, dass unsere Werte vermittelt werden und nicht operativen Zwängen zum Opfer fallen. Zusätzlich führen wir 4x jährlich anonyme Puls-Checks mit anschließenden Diskussionsrunden durch. So bleiben wir dauerhaft mit den Mitarbeitern im Gespräch.

INPUT: Wenn Ihr Personalberater in ein neues Placement involviert ist – wie profitiert Ihr Unternehmen von seinem Integrations-Coaching?

Der Integrations-Coach ist ein ganz wichtiger Baustein in der Beziehung zwischen dem neuen Mitarbeiter und dem Unternehmen. Er dient als Moderator zwischen beiden Parteien und sichert durch seinen Input eine optimale Eingliederung. Auch helfen uns seine Erfahrungswerte und der neutrale Blick aus der Vogelperspektive bei der Optimierung unserer Prozesse.

INPUT: Gibt es ein Erfolgs-Controlling während und nach der Probezeit? Wie sieht das aus?

Ja, es gibt ein Erfolgs-Controlling. Hier arbeiten wir mit der Retention-Rate. Wir nehmen die Anzahl der neu eingestellten Mitarbeiter, welche nach einem festgelegten Zeitraum noch im Unternehmen sind. Dies gibt uns Auskunft über unsere Arbeitgebermarke und wie gut neue Mitarbeiter in das Team integriert werden. Die Retention Rate hat sich seit Einführung des Onboarding Programms signifikant verbessert.

INPUT: Was bringt das Onboarding-Programm langfristig für Ihr Unternehmen und die Mitarbeiter?

Wir erhoffen uns durch unser Onboarding-Programm auch nachhaltig eine deutliche Reduzierung der Fluktuation. Wir haben verstanden, wie wichtig die Integration neuer Mitarbeiter ist und welche Folgen eine Vernachlässigung mit sich bringt. Für die Mitarbeiter besteht der große Vorteil, dass sie das Unternehmen und die Schnittstellen bereits vor der eigentlichen Arbeit kennenlernen und so beim Start Entscheidungen bereits mit Hintergrundinformationen treffen können. Das steigert ihre Motivation, denn sie werden nicht ins kalte Wasser geworfen.

INPUT: Vielen Dank, dass Sie Ihre Ideen mit unseren Lesern geteilt haben.