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Mit Mut durchs Tal der Tränen

Die Taten des Herkules sind uns aus der griechischen Mythologie bekannt. Aber wer wusste schon, dass der Held eine ganz üble Pleite erlebte. Und wie ihn sein Mut herausführte aus dem Dilemma. Ein Lehrstück für Corona-Zeiten.

Herkules war bekanntlich ein starker Mann. Aber auch eine tragische Figur. Er hatte einen schlimmen Flop gelandet. Sein Ruf war ruiniert wegen seiner unbeherrschten Wutausbrüche und deren Folgen. Außerdem hatte er Schulden und seine Gesundheit war in katastrophalem Zustand. So erlebte der bis dahin erfolgsgewohnte Held seine erste Pleite. Um wieder auf die Beine zu kommen, brachte er allen Mut auf und ging in die Sklaverei. Nach Jahren im Tal der Tränen hatte er seine Lektion gelernt und wurde wieder der kraftstrotzende Held – bereit zu neuen Taten. Zwar haben wir die Auswirkungen der Pandemie nicht – wie Herkules – durch eigenes Verschulden verursacht, doch gilt seine Geschichte wie keine andere als Metapher für den Mut, mit dem es uns immer wieder gelingen kann, selbst die größten Hürden im Business-Leben zu nehmen.

MUT – was bedeutet das eigentlich?

Ist derjenige mutig, der bereit ist, Opfer zu bringen, Risiken einzugehen? Und wann übertritt man den schmalen Grad zur Waghalsigkeit, zum Tollkühnen? Mut erfordert Risikofreude, auch Besonnenheit, eigenständiges Denken, Reife, emotionale Stabilität. Mutige Menschen sind offen, haben die Fähigkeit, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken, selbst wissend, dass im Leben nicht alles gelingt und es in mancher Situation einfacher wäre aufzugeben, den Mut zu verlieren. Es ist genau dieser optimistische Blick nach vorn, der die Mutigen immer wieder etwas ausprobieren lässt und der das Zaudern beendet.

Zugegeben – mutig sein muss man wollen. Gleichzeitig muss man bereit sein, Rückschläge, Entbehrungen, Verletzungen hinzunehmen – im schlimmsten Fall auch zu scheitern. Da gilt es, nicht aufzugeben, sondern in kleinen Schritten weiter zu gehen, das Ziel fest im Blick. Misserfolge bedeuten schließlich nicht, dass es keine Chance für das Gelingen gibt. Es ist möglicherweise bloß nicht so einfach. Deshalb sind die viel zitierten kleinen Schritte oftmals zielführender als der große Satz.

Der französische Begriff für Mut ist „Courage“. Darin steckt das lateinische Wort „cor“ (Herz). Mutig zu sein bedeutet also, sich ein Herz zu fassen, Dinge zu tun, die wir von ganzem Herzen wollen – auch wenn sie mit Furcht verbunden sind. Das gilt für Herkules und Unternehmer ebenso wie für ihre Führungskräfte. Mutig sein ist die Fähigkeit, Grenzen zu überschreiten, und sich dabei nicht von Ängsten beherrschen zu lassen. Lässt sich Mut lernen? Unbedingt. Ein wenig verhält es sich hierbei wie mit einem Muskel: je mehr wir ihn trainieren, desto kraftvoller wird er.

Scheitern ist kein Makel – im Gegenteil!

Übrigens: Ich habe in der Corona Krise so manchen Unternehmer, manche Führungskraft kennengelernt, die den Glauben an sich selbst zu verlieren drohten, weil sie sich als gescheiterte Helden fühlten. Weil sie vielleicht die falschen Entscheidungen getroffen hatten. Doch mein Fazit dazu: Wer in einer Krise handelt, weiß auch um das Risiko, Fehler zu machen. Die Art, wie jemand mit Flops umgeht, ist für mich schließlich der Indikator für seinen mutigen Umgang mit dem unberechenbaren Wandel. Manager von heute haben es mit Märkten zu tun, die kaum berechenbar sind. Da sind Niederlagen oft unvermeidbar. Unternehmen müssen sich fragen, ob sie Bewahrer oder mutige Veränderer im Management wollen.

Aus über vierzigjähriger Beratungspraxis habe ich gelernt: Die meisten Gescheiterten (Unternehmer wie Führungskräfte) sind durch den Absturz noch besser geworden. Sie haben Mut bewiesen und die Kunst des Scheiterns gemeistert.